Reisebericht 2023

Seit 2020 arbeiten wir mit insgesamt fünf Einrichtungen zum Thema Naturpädagogik und Nachhaltigkeit im Kindergarten zusammen, treffen uns in regelmäßigen Abständen zum Austausch per Teams und haben somit die Möglichkeit auch andere Bildungseinrichtungen kennenzulernen. Die Reisen nach Island und das geplante Island Fest im Garten (Termin wird bekannt gegeben, da die Gartenarbeiten noch andauern) bilden dann den Abschluss dieses einzigartigen Austauschs, welcher komplett durch ERASMUS+ finanziert wurde. Unsere Reise ging auf die Westmänner-Inseln. Wir besuchten insgesamt drei Kindergärten: KIRKJUGERÐI, SÓLI, VÍKIN.

Da die isländische Sprache zu einer der ältesten Sprachen der Welt gehört, legen alle drei Einrichtungen besonders großen Wert auf die Sprachbildung. Kinder erlernen bereits im Kindergarten Buchstaben. Dabei gibt es für jeden Buchstaben eine eigene Bewegung, ein Lied oder ein Gedicht. Man lernt quasi mit allen Sinnen. Es gibt kleine Buchstabenboxen in den Einrichtungen. Jedem Buchstaben ist eine Box voller Spielfiguren und Fotos zugeordnet.

In diesem Jahr begrüßten die Kindergärten KIRKJUGERÐI und SÓLI zum ersten Mal Kinder unter drei Jahren in ihren Einrichtungen. Auch auf den Westmänner-Inseln gibt es nicht genügend Betreuungsplätze, weshalb die Vorschulkinder einer jeden Einrichtung zusammengefasst wurden und nun 5 im Schulgebäude in zwei Vorschulklassen betreut werden.

Atemberaubend war der Ausblick aus dem Garten der Vorschule, denn neben Felsen, dem Ozean und einigen Hügeln gab es keinen Zaun. Hier wurde mit den Kindern eine unsichtbare Grenze vereinbart, die nicht überquert werden darf.

Besonders spannend fanden wir den Kindergarten SÓLI, der nicht nur in festen, altershomogenen Gruppen arbeitet, sondern vielmehr die Kindergruppen nach dem Geburtsgeschlecht unterteilt. Hier gibt es also reine Mädchen und reine Jungengruppen. Die Arbeit des Kindergartens basiert auf dem Konzept von Margrét Pála Ólafsdóttir mit der Grundannahme, dass Jungen eher laute, wilde Persönlichkeiten sind und Mädchen eher ruhig und zurückgezogen. Die einzelnen Gruppen sollen dann in bestimmten Kompetenzen gefördert und gestärkt werden, um der geschlechterbedingten Ungleichheit entgegenzuwirken.

“CHILDREN AT HJALLI MODEL SCHOOLS RECEIVE TRAINING IN ALL HUMAN QUALITIES AS WE BELIEVE THAT ALL CHILDREN SHOULD HAVE ALL THE POSSIBILITIES IN THE WORLD REGARDLESS OF THEIR GENDER.” - MARGRÉT PÁLA ÓLAFSDÓTTIR

Spannend fanden wir vor allem Spielmaterialien, die aus alten Verpackungen und Co. hergestellt wurden. Das Element mit den Nägeln haben wir über das Haus der kleinen Forscher direkt bestellen können und freuen uns, es mit den Kindern auszuprobieren. Denn neben geometrischen Formen übt sich Feinmotorik spielerisch.

Alle drei Einrichtungen haben uns herzlichst empfangen. Neben einem Rundgang in den Einrichtungen gab es auch die Möglichkeit mit den jeweiligen Teams in den Austausch zu gehen, Fragen zu stellen und Ideen auszutauschen. Auch das isländische Mittagessen im Kindergarten durften wir probieren. Wir haben festgestellt, dass das Angebot des Mittagessens bei den Augustastrolchen abwechslungsreicher und farbenfroher ist. Da es trotz der kalten Jahreszeit noch länger hell war, als zu Hause in Berlin, haben wir die Nachmittage genutzt, um die Hauptinsel Heimaey zu erkunden. Wir sind auf einen Vulkan gestiegen, besuchten das Eldheimar Museum, welches umfänglich die Geschichte vom Vulkanausbruch im Jahr 1973 erzählt. Auf unserem Weg zurück nach Reykjavik haben wir zahlreiche Wasserfälle und einen erstaunlichen Geysir gesehen und konnten im Nationalpark zwischen zwei Erdplatten stehen. Die Landschaft und die Menschen haben uns begeistert, so dass die Reisen nach Island zu unvergesslichen Arbeitstagen wurden.

Im Juni fand dann der Rückbesuch der Isländer hier bei uns in Berlin statt. In zwei Gruppen machten sich insgesamt fünf pädagogische Fachkräfte des Kindergartens KIRKJUGERÐI auf den Weg, um unsere Einrichtung sowie zwei weitere Kindergärten unserer Region zu besuchen.

Nach einem Rundgang in unserem Kindergarten hatten die Fachkräfte aus Island die Möglichkeit an verschiedenen pädagogischen Angeboten hier vor Ort teilzunehmen und den Alltag hautnah mitzuerleben. Dabei tauschten wir uns über verschiedene Themen, insbesondere aber zum Thema Natur und Nachhaltigkeit aus. So berichteten wir von wald- und naturpädagogischen Angeboten, wie z.B. dem Werken in unserer Gartenwerkstatt, die Gestaltung von Ausflügen in den Wald/ die Natur, die Arbeit mit unseren Achatschnecken oder das Thema Upcycling.

Im Anschluss an die Hospitationen vor Ort, tauschten sich die Fachkräfte beider Länder untereinander aus, stellten Fragen und verglichen ihren Arbeitsalltag miteinander.

Zudem ermöglichten wir den Fachkräften unserer Partnereinrichtung KIRKJUGERÐI die Hospitation in zwei weiteren Einrichtungen unserer Region: den Kindergärten Stepping Stones und Daumstraße. Dies ermöglichte den isländischen Fachkräften weitere Impulse und Anregungen für ihre pädagogische Praxis zu sammeln. Im Kindergarten Daumstraße hatten sie zudem die Möglichkeit die tiergestützte Pädagogik kennenzulernen. Hier lernen und spielen die Kinder gemeinsam mit 2 Hunden, 2 Hühnern und 2 Schnecken. Die Fachkräfte nahmen an einem Angebot zur tiergestützten Pädagogik mit einem der Kitahunde teil und konnten erleben, wie Kinder durch die Arbeit mit Tieren bereits früh Verantwortung übernehmen können.

Zum Abschluss des Projektes laden wir alle Familien zu einem Fest ein bei dem wir die Ergebnisse unserer gemeinsamen Arbeit vorstellen möchten und noch einige Eindrücke unseres Austausches teilen.

Da die pädagogischen Fachkräfte aus dem Kindergarten KIRKJUGERÐI von der offenen Arbeit in unserer Einrichtung begeistert waren, planen sie für das nächste Jahr einen weiteren Besuch bei uns mit allen ihren Fachkräften. Wir stehen weiterhin im Austausch und freuen uns auf das Wiedersehen.